Es ist ja schon wieder eine halbe Ewigkeit her, dass ich mich hier hab’ blicken lassen, sorry Bevor jetzt alle von euch den Beginner-Klassiker vor sich hinsummen/-singen, schreite ich doch lieber mal zur Tat.

So wie ich es bereits vor einigen Tagen getan habe und mich proaktiv, eine Eigenschaft die mir sonst nicht so zuzuordnen ist, um die Reise zu Banksys Dismaland,  ca. 30km westlich von Bristol in UK gelegen, gekümmert habe. Glücklicher Weise habe ich sehr schnell einen sympathischen und unkomplizierten “gleichgesinnten Bescheuerten” gefunden, der mich nur noch mehr dazu ermutigt hat, diesen sicherlich nicht für jeden nachvollziehbaren und auch in meinen eigenen Augen durchaus unvernünftigt einzustufenden, Weg dorthin in KAUF zu nehmen, vielen Dank dafür nochmal Um es gleich vorweg zu nehmen, ich hab’ keine einzige Sekunde bereut, ganz im Gegenteil, ich bin richtig froh, dass wir diesen spannenden und unvergesslichen Roadtrip unternommen haben – RICHTIG SO! Die ganzen Eindrücke sind heute noch so präsent, dass ich wohl noch einige Zeit benötigen werde, um das Erlebte zu verarbeiten. Das widerum ist eine Eigenschaft, ebenso wie meine grenzenlose Spontanität, die mir sehr zugeschrieben werden kann

Als wir jedenfalls die Insel erreicht, etliche londoner Sehenswürdigkeiten abegeklappert, den kulturellen Teil nicht zu kurz und die Hungerphase auf englische Hausmannskost nicht zu lang haben werden lassen, ging es dann mit dem Mietwagen ab in das Neverland für hippe Streetart-Anarchie-Affine. Nachdem wir uns nicht nur an den Linksverkehr, der mir persönlich SEHR sympathisch ist, sondern auch an das Schalten mit der linken Hand (Anm. der Redaktion: bin ich froh, dass ich mittlerweile zumindest nicht auch noch die Kippe mit der Hand halten muss) gewöhnt haben, sind wir dann ENDLICH (immerhin über zwei Stunden Fahrtzeit) angekommen in Dismaland *JUCHU

Wie erkläre ich euch dieses Spektakel jetzt bloß am besten, in das ich extra gefahren/-flogen bin, um den “Underground-Spirit” zu verspüren, diesen Adrenalinkick, wenn du meinst zu verstehen was dir ein gänzlich unbekannter Streetartkünstler, auf künstlerische, gesellschaftkritische, ironische und nicht zuletzt sarkastische Art und Weise, versucht rüberzubringen was er bei seiner Verwirklichung empfunden hat. Eigentlich habe ich es genau damit schon bestens erklärt und genau das war es auch, zumindest der positive Aspekt des Ganzen Ein wunderbarer “Park”, ein Austob-Gelände für vielerlei Facetten der Synapsen-Beschleunigungs-Maschinerie, aufgebaut mit ganz viel Liebe zum Detail, der zum Nachdenken und theoretisch sowohl zum Weinen als auch zum herzhaften Lachen bewegt! Er könnte dies auch sicherlich in der Praxis erreichen, allerdings blieb schlichtweg nicht genügend Zeit und Ruhe (schließlich darf man/Frau sich nur in dem vorgeschriebenen 2-Stunden-Zeitfenster bewegen), um die Exponate genügend auf sich wirken zu lassen. Und damit sind wir auch schon bei den negativen Aspekten. Zunächst die überteuerten Ticketpreise, die bei eBay erzielt wurden. Diese wurden von Banksy absichtlich zunächst für schlappe und absolut faire 10 Pfund online verkauft, denn ihm ging es dabei wohl offensichtlich nicht um seine Bereicherung. Angesichts des in Minuten komplett ausverkauften Karten-Kontingents und der Witterung eines lukrativen Geschäftes stiegen die Preise in dem besagten Auktionshaus auf ein Vielfaches an, leider. Doch dafür kann der Park ja rein gar nichts Und auch für das Phänomen, das direkt nach dem Betreten von den iszenierten und absichtlich gelangweilten Personenkontrollen stattfand, kann das Konzept nur bedingt zur Rechenschaft gezogen werden. Was nach dem sehr lang ersehnten öffnen der Pforten und passieren der Kontrollen geschehen ist, das könnt ihr euch vorstellen wie den Run auf einen Wühltisch, bei dem 1.000de billige Schlüpfer und iwo ein kostbares Victoria-Secret-Highend-Sexmachine-Unterleibs-Bekleidungsstück für ebenfalls 3.99€ verborgen ist. Sprich es stürmten alle, natürlich nur interessierte Kunstkenner, auf einmal in sämtliche Richtungen, zückten ihre politisch korrekt und unter fairen Löhnen produzierten Smartphones, Kleinbildkameras, iPads und natürlich nicht zuletzt die digitalen Spiegelreflexapparate und schwirrten im Sekundentakt mitten durch das Bild vor die Linse Glücklicher Weise hat sich das mit der Zeit etwas verlaufen. Nicht falsch verstehen, ich bin da keinen Deut besser, ganz im Gegenteil, denn ich habe parallel mit DSLR und iPhone geknipst, aber genau diese Erkenntnis hat mich schockiert. Diese Tatsache, als ich festgestellt habe, dass selbst diese Menschen die eben nicht alles so sang- und klanglos hinnehmen, offen sind für Kunst, solche Projekte liebendgern unterstützen und sehrwohl über den ein oder anderen Missstand nachdenken, bereit sind höhere Preise für qualitativ hochwertige und tatsächlich fair(er) produzierte Produkte zu kaufen, Teil dieser nahezu automatisch ablaufenden Instrumentalisierung wurden Naja, zumindest hab’ ich darüber nachgedacht und tue es auch noch, vielleicht ist ja auch genau das eines der Anliegen gewesen, das Banksy verfolgt hat. Apropos, ich möchte und muss unbedingt mit etwas Positivem schließen, denn diese Plattform, auf der sich Künstler aus aller Welt, egal welchen Geschlechts, welcher Hautfarbe, aus welchem Land oder/und welcher Religion angehörig, präsentieren und uns mitteilen konnten, das wird für mich auf ewig prägsam und unvergesslich bleiben. Wundervolle Kunst, egal ob Gemälde, Skulpturen, Filme, Installationen oder was auch immer, alles an einem Ort und eine Sprache sprechend, dafür meinen allerhöchsten Respekt. Zudem eine Location, die trotz des engen Spielraumes und Zeitfensters, genug Platz bietet, um sich entspannt zurückzulehnen, etwas zu essen und einfach nur den Moment zu genießen. Und diese Kontroversen, die durch zahlreiche Faktoren wie z.B. die sehr apathischen Ordner, die sich so bemühten auf gar keinen Fall zu lachen, nicht einmal zu lächeln, immer wieder betont wurden, die haben wohl zusätzlich zum Nachdenken animiert. In diesem Sinne, ich will hier nicht belehren, aber lasst euch nicht nur berieseln, von wem oder was auch immer, sondern schaltet euren Kopf ein und tretet ein für die Sache, gerade in der jetzigen Zeit so etwas von wichtig, danke. Ich bin dann wieder erstmal raus, hoffentlich nicht wieder so lange, aber das habe ich ja selbst in der Tat, genug geblubbert (Fisch halt), alle(s) Liebe.

eure holzma.de