wennichduwaere_800pxIn der Regel wollt ihr ja wissen was aktuell in mir und meinem Kopf los ist, daher habe ich mich dazu entschieden einen Text, den ich dem Redner, seines Zeichens Wirtschaftsethiker, Herrn Posé, dem ich gestern bei einem Vortrag lauschen durfte, auch hier zu veröffentlichen:

 

“Sehr geehrter Herr Posé,

 

in Ihrem Fall meine ich das “sehr geehrter” nicht als banale Floskel, sondern wortwörtlich. Dass das einen wesentlichen Unterschied macht, haben Sie gestern sehr eindrucksvoll, eloquent und wortgewandt mehrfach unter Beweis gestellt. Sie sehen schon, ich schreibe viel, für mein Alter vermutlich ungewöhnlich viel, denn ich bin nur unwesentlich älter als Ihr ältester Sohn. Aber ich werde versuchen dabei nicht die Sache aus den Augen zu verlieren, um damit auch dem werten Herrn Aristoteles meine Hochachtung zu verleihen. Rhetorisch kann ich Ihnen leider nicht annähernd das Wasser reichen und ich wüsste nur zu gern was Sie auch zwischen den Zeilen bei mir herauslesen, aber ich komme nicht umhin mich trotzdem der Herausforderung zu stellen und Ihnen ein Feedback geben. Ich hätte jetzt auch, ganz der schwäbischen Mentalität entsprechend “net g’schumpfen isch g’nug g’lobt” einfach “nur” ein “gut gemacht, vielen Dank” zurufen, aber ich denke das wird weder meiner Begeisterung noch Ihrem Vortrag gerecht. Und außerdem haben auch Ihre Bemühungen, nicht im Sinne von “stets bemüht”, sondern viel mehr im Sinne von Engagement, eine wesentlich ausführlichere Resonanz verdient. Ich hoffe Sie sehen mir daher diesen kleinen Schachtelsatz-Roman nach, die Schreibweise beschreibt meine verschachtelte Art und Denkweise ganz gut.

 

 

Sie haben mich gestern derartig in Ihren Bann gezogen und ich kann eigentlich gar nicht wirklich in Worte fassen, wie dankbar ich für die Möglichkeit bin, vertretungsweise für meinen Chef, mit meiner Partnerin diesen Vortrag besucht haben zu dürfen. Zunächst ein paar Worte zu meiner Person, damit auch Sie wissen mit wem Sie es hier eigentlich zu tun haben und die Mail eine Chance hat nicht als wirren Worte eines Stalkers gesehen zu werden und direkt im Spam-Ordner verschwindet.

 

 

Mein Name ist Dirk Holzmann, ich bin gebürtiger Schwabe, 37 Jahre alt, leider bereits geschieden ohne Kinder und mittlerweile wieder glücklich in einer festen Beziehung. Zudem bin ich Querdenker, Provokateur, Träumer und nicht zuletzt Architekt. Ich tue mich ehrlich gesagt sehr schwer in meinem Beruf, weil ich der Meinung bin, dass genau Ihr Verständnis von “Unternehmenskultur” leider entweder gar nicht stattfindet, viel zu kurz kommt oder in seltenen Fällen durchaus praktiziert wird, dafür aber viele andere Dinge, wie eben der Profit, sowohl der Mitarbeiter als auch des Büros, auf der Strecke bleiben, auch das habe ich schon erlebt. Was ich jedoch am häufigsten erleb(t)e ist, dass ich einem grandiosen Team mit unglaublich viel Potenzial arbeiten durfte/darf, sich die Mitarbeiter sehr stark einbringen und die Chefetage das entweder gar nicht sieht oder es aber schlichtweg nicht zu schätzen weiß. Was auf kurz oder lang zur Konsequenz hat, dass sich die Mitarbeiter nicht mehr einbringen und immer mehr resignieren, weil Sie nicht (mehr) hinter dem Produkt stehen. Irgendwie nachvollziehbar, wenn selbst konstruktive Kritik oder/und Anregungen zur Steigerung der Effizienz gemacht und diese Vorschläge komplett ignoriert werden. Von Entlohnung und Arbeitsbedingungen wollen wir gar nicht erst sprechen, das ist kurzum eine Frechheit in unserer Branche. Sie meinten ja, dass Ihr Sohn bereits ein Praktikum in einem Stuttgarter Architekturbüro absolviert hat, vielleicht haben Sie da auch einen Blick hinter die Kulissen dieser schillernden, oberflächlichen und klischeebehafteten Branche werfen dürfen. Ich kann und will mich aber wirklich nicht beklagen, da es Branchen z.B. im sozialen Bereich gibt, denen es noch deutlich schlechter geht. Aber aus aktuellem Anlass haben Sie mit Ihrem Vortrag den Nagel direkt auf den Kopf getroffen. Ich würde, nicht nur aus der entstandenen und im Moment vorherrschenden Resignation heraus, behaupten bei uns ist eine Unternehmenskultur schwer erkennbar bis gar nicht existent. Wir sind ein Architekturbüro mit aktuell knapp 20 Mitarbeitern, das vor knapp anderthalb Jahren mit einem weiteren Architekturbüro fusioniert hat, wohlgemerkt ohne dabei die notwendigen großen Aufträge im Gepäck zu haben. Ich bin nur aus einem einzigen Grund in das Büro gekommen, weil ich in meinem vorherigen Büro keine Anerkennung erhalten habe, mich mein ehemaliger Chef, der eine Art Guru auf meinem Spezialgebiet BIM (Building Information Management) ist und der mich mehr oder minder abgeworben hat. Da ich ihn bereits kannte, habe ich ihm mehr oder minder blind vertraut, nicht zuletzt deswegen, weil er mir schon damals eine mir vernünftig erscheinende Unternehmenskultur vorgelebt hat, doch es sollte anders kommen. Jetzt habe ich genau die Situation, DAS KANN/WILL ICH HIER NICHT SCHREIBEN. Kurzum, ich bin (mal wieder) sehr frustriert, weil die Maschinerie hier und in der Welt einfach weiterläuft und es, trotz ganz offensichtlicher Anzeichen, keine Art der Veränderung gibt. Das ist mir nicht nur menschlich, sondern auch aus unternehmerischer Sicht ein absolutes Rätsel. Wieso handeln die Menschen so, sollte ein Chef nicht daran interessiert sein einen Mitarbeiter längerfristig an sein Produkt und das damit verbundene Unternehmen zu binden? In diesen anderthalb Jahren, seit ich in diesem Büro tätig bin, haben über 20 Kollegen das Büro verlassen, nicht nur die frisch gekommenen, sondern auch zahlreiche langjährige, kompetente und loyale, das MUSS einem doch zu denken geben! DAS KANN/WILL ICH HIER NICHT SCHREIBEN

 

 

Jetzt habe ich mich wohl doch im Detail verloren und will es auch dabei bewenden lassen, mir ging es nur darum Ihnen ein Feedback zu geben, weil Sie mich gestern in meiner Meinung, Haltung und glücklicher Weise auch Erziehung absolut bestätigt haben. Eigentlich noch vielmehr, Sie haben einen Impuls gesetzt, der mich hoffentlich antreibt jetzt auch noch den letzten oder noch besser den ersten Schritt zu gehen. Denn alles was ich mir wünsche, ist eine Arbeit die mein Engagement zu schätzen weiß, mich darin unterstützt mich weiterzuentwickeln, mich so entlohnt das ich ein „vernünftiges“ Leben führen kann ohne mir finanzielle Sorgen machen zu müssen, die mich die Person sein lässt die ich bin und einer Führungsetage die deren Mitarbeiter nicht nur ernst nimmt, sondern sie auch als nicht beliebig auswechselbare Arbeitsbienen versteht, sondern jeden seinen Fähigkeiten entsprechend einsetzt. Ist das wirklich zu viel verlangt oder/und zu anspruchsvoll? Wenn diese Faktoren gegeben sind/wären, dann erhält doch das Unternehmen auch meine mir maximal mögliche Leistung und im „funktionierenden“ bzw. harmonischen und engagierten Team, potenziert sich die Leistung ja noch um ein Vielfaches. Ich bin ein absoluter Teamplayer und war, bin und bleibe sozial engagiert und Optimist, aber in der heutigen Gesellschaft wundert es mich in keiner Weise, dass die Menschen zunehmend (nur) nach sich und deren Vorteil schauen, leider.

 

 

So, mit diesen Worten möchte ich enden und ich würde mich riesig freuen, wenn Sie mir ein paar Zeilen schreiben könnten, auch wenn mir völlig klar ist, dass Sie weitaus wichtigere Prioritäten haben, besten Dank.”

 

 

Schaut euch den Mann an und lest was er zu sagen hat, jeder kann davon “profitieren”.

 

 

:love: eure holzma.de

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