Wir schreiben heute den 25.05.2025, da wird bestimmt auch wieder ordentlich geheiratet. Doch als ich mich gerade dazu entschieden habe ENDLICH mal wieder zu schreiben, um wie so oft die Gedanken in meinem Kopf und heute vor allem auch in meinem Herzen zu verarbeiten, kam mir das noch gar nicht in den Sinn. Ebenso wenig die Tatsache, dass ich genau gestern vor drei Monaten meinen letzten Beitrag geschrieben habe, das ist schon krass und ich frage mich woran das liegt, denn ich liebe das Schreiben. Ich poste mittlerweile, mit einer einzigen Ausnahme, seit exakt 1845 Tage JEDEN TAG bei Insta ein Bild, vorwiegend von Streetart, die einen Großteil des besagten Herzens einnimmt, und schreibe LEIDER nur noch selten.
Umso wichtiger scheint es mir zu erläutern, was mich dazu treibt es wieder zu tun. Einge von euch, vor allem alle die mich kennen, können sich das vermutlich schon denken, auch wenn sie selbst nichts mit Fußball zu tun haben. Korrekt, es ist der gestrige Abend, der in die Geschichtsbücher eingehen wird. Der lang ersehnte und wohltuende Sieg des DFB-Pokals und das von meinem/unserem VfB Stuttgart. Um ehrlich zu sein, ich war sehr skeptisch und es hätte mich ehrlich gesagt auch nicht gewundert, wenn Bielefeld das Ding geholt hätte. Bei jedem anderen Gegner wäre ich klar für die Blau-Weißen gewesen, weil ich immer für den Underdog bin. Aber in dem Fall war ich natürlich für den VfB und in die letzten paar Spiele haben definitiv wieder Mut gemacht. Aber, erstens kann im Pokal IMMER alles passieren, zweitens hätte es Bielefeld nach der Saison und der herausragenden Leistung mehr als verdient gehabt und drittens dachte ich, dass uns die Chancenverwertung am meisten im Weg stehen würde und es deswegen zumindest knapp wird. Doch ich sollte eines besseren belehrt werden, denn genau das Gegenteil war der Fall. Unser VfB Stuttgart hat wider Erwarten nahezu maximal effizient gespielt, ein tolles Spiel gezeigt und damit wirklich verdient gewonnen. Und auch wenn ich mich sowohl gestern als auch am Tag danach wie ein buntes und lautes Schneekuchenpferd darüber freue, über ein erneutes STUTTGART INTERNATIONAL, begleitet mich heute auch eine ordentliche Portion Weh- und Demut. Dazu hat auch das Schauen der sehr bewegenden Doku von Mats Hummels und Tommi Schmitt beigetragen, die mich irgendwie getriggert hat und ihr euch unbedingt, auch als nicht Fußball-Fans, in der ZDF-Mediathek anschauen solltet.
Warum ist dem so? Eigentlich schnell erklärt, ich hab‘ mich gestern bewusst dazu entschieden mich NICHT auf irgendeine Großveranstaltung zu begeben und auch nicht nach Berlin zu fahren, obwohl ich da sicherlich irgendwo untergekommen wäre. Stattdessen saß bzw. lag ich auf der Couch, hab‘ mir meine Jogginghose und mein Terrode-Trikot angezogen und jede Minute mit meiner Mannschaft mitgefiebert. Interessanter Weise hat sich auch nicht einer der ehemaligen Weggefährten bei mir gemeldet, was mich zugegebener Weise sehr nachdenklich und traurig stimmt, schade eigentlich. Wobei, ich muss mich korrigieren, einer hat nachgefragt, ob ich mit nach Berlin komme und der kommt sogar aus dem Ausland.
Dass das Ergebnis so eindeutig sein würde, damit habe ich tatsächlich nicht gerechnet, Wahnsinn. Das ist ein großartiger Erfolg und nach 1954, 1958 und 1997, holen wir das Ding zum vierten Mal in die Feinstaubmetropole und das nach dieser Saison, ich bin einfach sprachlos und vor allem dankbar. Doch es stimmt mich eben auch wehmütig. Warum? Weil es mich an die vielen tollen Momente erinnern lässt, in denen ich zusammen mit Freunden großartige Momente dieses Vereins und auch generell den Fußball nicht nur erleben, sondern eben auch feiern und spüren durfte. Zeiten, die nicht wieder zurückzuholen sind, eine Unbeschwertheit in meinem Leben, die in der Art und Weise nicht mehr existiert. Die Freundschaften sind noch da, wofür ich sehr dankbar bin, aber die Treffen sehr rar geworden. Die Prioritäten haben sich schlichtweg verändert und das ist auch gut so, aber eben sehr schade. Ein Verlust, der extrem schmerzt und mich nachdenklich stimmt. Dann noch die besagte Doku „La Fimlia“ und das exakt jetzt einsetzende Fritz Walter Wetter und dann bin ich selbst den Tränen schon wieder ganz nahe.
Dass ich ein emotionaler Typ bin, ist glaube ich kein Geheimnis und in solchen Momenten reißt es mich einfach immer wieder, auch als Sportler (zumindest noch im Herzen) und Vater. Auch wenn ich weder Bayer- noch BVB-Fan bin, aber wie kannst du einen Spieler wie Hummels, der sich dazu entschieden hat sein letztes Jahr nochmal für AS Rom das runde Leder zu kicken, nach 645 Spielen und einem Spielstand von 3:1 nicht bei seinem letzten Heimspiel auf den Rasen lassen? Was geht da in eiem Trainer vor, warum wird so ein Spieler derartig bestraft und vor allem vor den Kopf gestoßen, wo ist da der Respekt gegenüber dessen Leistung und vor ihm als Mensch. Das macht man nicht, tut selbst als gänzlich Unbeteiligter extrem weh und verstehe ich einfach nicht.
Es ist gut möglich, dass ich da überdramatisiere und natürlich bin ich meilenweit davon entfernt mich sportlich in die Lage zu versetzen, aber ich denke, dass jeder mit etwas Empathie sich in die Lage reinversetzen kann und sehr schnell klar wird, dass das schmerzt und du es auch nicht mehr gut machen kannst.
Aber darauf wollte/will ich gar nicht hinaus, des hat nur so a „Gschmäckle“. Mir geht es um die Unbekümmertheit, die nicht mehr vorhanden ist und vermutlich auch nie wieder da sein wird, die kompromisslose Freude. Ich kann mich nur an sehr wenige Momente erinnern, in denen ich komplett abschalten konnte und ALLES drum herum vergessen habe, einer davon meine Hochzeit(en), dann kommt lange nichts und dann irgendwann das definitiv Größte, die Geburt unserer Tochter. Danach und davor folgten natürlich etliche wunderschöne Momente, zum Beispiel diverse Rollerfahrten mit meiner Barmieze, aber trotzdem war/ist es anders. Und jetzt gibt es leider fast immer ein ABER das mitschwingt. Egal was Tolles und sogar Einzigartiges passiert, im Hintergrund bremst dich mindestens das Weltgeschehen, die Dummheit der Menschen, der Zerfall der Natur, politisch nicht nachvollziehbare Entscheidungen, die globale Auswirkungen haben, der Zahn der Zeit, der an allem und jedem nagt und auch an mir und meiner Familie nicht spurlos vorbeigeht.
Ich möchte gar nicht rumheulen und bin auch wirklich sehr dankbar, für ALLES was mir bereits widerfahren ist und hoffentlich auch noch wird, aber (da ist es wieder), ich begegne dem allem eben mit der nötigen Demut. Das bremst mich zwar auf der einen Seite, aber pusht mit eben auch noch mehr, weil ich viel dankbarer dafür bin, auch für die kleinen Erfolge. Ich glaube, dass das sehr wichtig ist und wir alle deutlich besser fahren würden, wenn wir uns vergegenwärtigen würden wie verdammt gut es uns allen geht. Das alles ist eben nicht selbstverständlich und das Mindeste, was wir dazu beitragen sollten, ist, dass wir das nicht nur zu schätzen wissen, sondern uns auch dementsprechend verhalten, auch als Vorbilder für unsere Kinder und Mitmenschen, in dem Sinne.
eure ma.de
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