tragischesdreieckSo, das hier ist der Versuch das gestern Erlebte in Worte zu fassen und ggf. damit auch zu verarbeiten. Aus gegebenem Anlass, habe ich mich dazu entschlossen diesen weiteren Höhepunkt meiner madigen Chronik aus Sicht eines Vierjährigen zu schildern. Denn erstaunlicher Weise haben wir, wie viele andere auch, keine Karten für das Spiel KSC vs. VfB ergattern können, aber die Bitte des vierjährigen Sohnes eines sehr guten Freundes, die wurde hingegen erhört. Da ein Vierjähriger jedoch bei dieser Veranstaltung eigentlich sehr fehl am Platz gewesen wäre, sind sein Papa und ich für ihn eingesprungen. :haha:  

 

 

Ich war ja etwas verwundert als ich am Samstag in der Frühe so viele Anhänger des Vauuuuefffbähhh Schdudgard PÜNKTLICH zur Abreise mit dem Sonderzug am Hauptbahnhof angetroffen habe, denn es war nicht nur Sonntag, sondern auch Zeitverschiebung in der Nacht und da bedarf es einer gewissen Grundintelligenz. Und im Gegensatz zu Papa rochen viele von denen auch so komisch. Die meisten von denen hatten ganz komische Papphandtaschen mit sechs Flaschen dabei. Und in immer knapperen Zeitabständen haben die sich daran bedient, einige von den Flaschen aufgemacht und sind dadurch lustiger, lauter und zugleich agressiver geworden. Und sie sind auch so komisch gelaufen, im Zug teilweise sogar mehrfach gegen geschlossene Türen geknallt. :ohoh: Ein paar von denen haben sich, trotz des Verbots, dazu entschieden im Zug gerollte Glimmstängel anzuzünden. Darüber war ich wirklich froh, denn die Luft im Zugabteil, das mittlerweile schon nach Bier gerochen hat, war wirklich viel zu frisch und so hat das auch immer so schön in den Augen gebrannt. Gott sei Dank haben die ganzen Männer, ein paar wenige Frauen waren auch dabei, während dem gesamten Ausflug mitgedacht, nicht auszudenken wohin das sonst geführt hätte…

 

 

Nach einer knappen Stunde und drei unvorhersehbaren Stopps, sind wir dann endlich im “Ausland, in dem die Menschen gelbe Füße haben”, wie Papa immer sagt, angekommen, dachte ich zumindest. Mein Nachbar war so nett und hat mir das Schild vorgelesen, weil ich ja noch nicht lesen kann “Zuffenhausen”, aber das hat mich gewundert, nicht nur weil wir schon vorher zweimal ohne ersichtlichen Grund gehalten hatten. Denn eigentlich sollten wir ja bis “Karlsruhe Durlach” fahren. Und auch wenn ich noch nicht lesen kann, dann war mir klar, dass wir noch nicht angekommen sein können, denn “Karlsruhe Durlach” sind ja zwei Wörter und “Zuffenhausen” nur eins. :oh: Es muss aber noch ein paar weitere Nicht-der-Sprache-Mächtige in dem Zug gegeben haben, denn auch die Menschen im eigenen Verkehrsverbundnetz, ganz schön schwieriges Wort für einen Vierjährigen, wurden konsequent beleidigt und durften sich die brandneuen Fangesänge von “uno, due, trés…scheiße KSC”, “Karlsruh’, Karlsruh’…wir scheißen euch zu” oder aber auch “Hurra, hurra…die Schwaben die sind da” anhören. ;) Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht klar wie das sowohl intelektuell als kreativ übertroffen werden sollte, aber da waren wir ja auch noch nicht in den Badner Gefilden angekommen. Ich bin mir nicht ganz sicher und habe auch noch nicht alles verstanden, aber ich glaube, dass Mami das nicht so gut gefunden hätte, was die ganzen Männer beim Eintreffen da geschrien haben “Karlsruher Frauen, ficken und verhauen” :uih: Ein konstruktiver Ansatz, mit dem sich arbeiten lässt, meinte Papa, der etwas in Erklärungsnot geriet, als er mir die Handlungen der mittlweile stark alkoholisierten Halbstarken näher bringen sollte. :suspect:  

 

 

Manche Dinge muss man, wohl auch als Vierjähriger, der sich auf ein spannendes Lokalderby freut, einfach hinnehmen. So auch die Tatsache, dass sich die Fans inmitten des beachtlichen Polizeiaufgebots und direkt neben dem Zug selbst mit Bengalos eingenebelt haben, während wir auf den Shuttle-Bus warteten, der uns sicher zum Wildparkstadion in Karlsruhe bringen sollte. Als wir es endlich in einen der zahlreichen Busse geschafft haben, der uns trotz Fan-Gepolter, wenigen zerbrochenen Scheiben und teilweise auftretendem unangebrachtem Verhaltens, sicher zum Ziel gebracht hat, da wurden wir auch schon sehr freundlich von den Einheimischen begrüßt. Uns wurde immer wieder mit dem mittleren Finger zugewunken, das macht der Kevin im Kindi auch immer und Papa hat gesagt, dass das eine sehr feine Geste sei. Selbst Familienvätern, die gerade den Kinderwagen geschoben haben, hießen uns auf diese Art und Weise willkommen. Und je näher wir ans Stadion rangekommen sind, desto mehr freundliche Gesten durften wir begutachten, manchmal sogar nicht nur Finger, sondern auch mal mit Schlägen an die Scheibe. Einige Männer, die auch schon bei der Zugfahrt mit dabei waren, wollten unbedingt mit den Personen draußen Fangen spielen, aber weder der Busfahrer noch die Polizei draußen wollten die Tür aufmachen, vermutlich war es besser so…

 

Dann sind wir endlich am Gästeblock angekommen, der Einlass gestaltet sich jedoch als äußerst schwierig. Da ich noch recht klein bin, aber viel größer als z.B. Kevin, war Papa so nett und hat mich auf seine Schultern genommen. :afraid: Das war prima, denn von dort oben konnte ich alles sehen. Bei 3.000 Stuttgart-Fans waren gerade einmal fünf Tore offen, hinter denen jeweils zwei Ordner die ganzen Menschen kontrolliert haben, das waren deutlich zu wenig, das hab’ selbst ich mit meinen vier Jahren sofort verstanden. :oh: Papa meinte auch, dass das für ein Zweitliga-Spiel viel zu wenig Ordner und viel zu viel Chaos gewesen ist, das sollten diese ollen Karlsruher unbedingt nochmal üben. Nuja, schlussendlich sind wir dann doch noch reingekommen und waren pünktlich zum Spiel da. Auch drin im Stadion wurden wir immer wieder freundlich mit dem Mittelfinger begrüßt. ;) Das Spiel an sich ist super gelaufen, ein paar Dinge hätte unser Team sicherlich besser machen können, aber letztendlich haben wir gewonnen und in der Halbzeit haben unsere eigenen Fans sogar eine bunte Lichtershow abgefeuert, das war zwar sehr nebelig und dadurch sind auch die Ordner irgendwie ganz hektisch geworden, aber es war absolut friedlich und es hat sich auch niemand verletzt, war ja in der Pause. Was ich allerdings gar nicht verstanden habe, das waren die komplette musikalische Untermalung, die mich sehr an die Faschingsveranstaltung letztens bei uns im Kindi erinnert hat, das hat doch mit Fußball nichts zu tun, was denken sich denn diese Badener dabei?!

 

 

Nach dem Spiel hieß es wieder warten, die ganzen Menschen mussten ja auch irgendwie wieder zurück. Ich hab’ mich schon gefreut wieder mit dem Bus und später dem Zug zu fahren, weil das darf ich nicht so oft machen. Doch bis wir wieder zum Bahnhof kommen sollten, das sollte wohl noch einige Zeit dauern. Das Warten im separaten Bereich war nicht so schlimm, genervt hat eher die ständige Durchsage, dass sich die Abfahrt noch um ca. eine halbe Stunde verzögern würde. Dabei hat der Mann extra VERSUCHT ganz gestochen Hochdeutsch zu sprechen, aber das klang doof, fast so wie wenn die Tante Uschi, die letztes Jahr ne feste Zahnspange bekommen hat, versucht einen Zungenbrecher zum Besten zu geben. Nach einer Weile haben wir es dann endlich durch das Nadelöhr am Tor geschafft, aber die Abfertigung gleichte einem schlecht organisierten Viehtransport. Zum Bahnhof zurück war die Fahrt komischer Weise viel länger, unterwegs gab es sogar Menschen, die ohne Grund ihren rechten Arm schräg in die Höhe streckten und Papa musste einmal ganz doll lachen, als einer der Fans zu einem randalierten KSC-Fan sagte, dieser hätte einen kreisrunden Stammbaum, das habe ich nicht verstanden. Aber das wir, trotz der Heimniederlage und damit des Stuttgarter Derbysiegs, von links und rechts mit fliegenden Mittelfingern verabschiedet wurden hat mich sehr gefreut und spricht dann doch für die Freundlichkeit der Karlsruher, sehr gute Verlierer.

 

 

Um sechs waren wir dann endlich wieder daheim und da war ich wirklich froh, denn der Tag war echt anstrengend und weil meine Mannschaft gewonnen hat, habe ich auch davon geträumt wie Fritzle, mein Lieblingsspieler Fischkreutz und ich von lauter KSC-Fans mit sechs Fingern am Rand winkend begrüßt wurde, das war lustig. Da hab’ ich nach den Ferien eine Menge im Kindi zu erzählen, tschüß.

 

 

:love: eure holzma.de

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